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Das Ende des Hotels

Das Hotel Silber und sein Besitzer Heinrich Stapff gerieten während des Ersten Weltkriegs in finanzielle Schwierigkeiten. Stapff hatte zwei Drittel der Hotelzimmer dauerhaft an das württembergische Kriegsministerium vermietet. Was durch die so garantierten regelmäßigen Mieteinnahmen zunächst als ein gelungenes Geschäft in unsicheren Zeiten erschien, erwies sich spätestens ab 1918 als Fehlkalkulation.

Die mit dem Kriegsministerium vereinbarte Miete war um mehr als die Hälfte niedriger als die regulären Zimmerpreise. Zudem entgingen dem Hotel die sonst anfallenden und für die Wirtschaftlichkeit äußerst wichtigen Einnahmen durch die Verköstigung der Gäste. Auch war das Militär nicht sonderlich pfleglich mit der Inneneinrichtung umgegangen, so dass eine kostspielige Renovierung nötig wurde.

Im letzten Kriegsjahr lastete eine fast 60-prozentige Hypothek auf dem Gebäude, deren Zinsen Stapff letztlich nicht mehr bedienen konnte. Ende 1918 wurde das Hotel Silber durch den Hauptgläubiger, die Württembergische Vereinsbank, unter Zwangsverwaltung gestellt.

Am 14. August 1919 sah sich Stapff daher gezwungen, seine Unterschrift unter einen Kaufvertrag zu setzen, mit dem das Hotel Silber an die Württembergische Staatsfinanzverwaltung ging. Von der Kaufsumme von 1.350.00 Mark erhielt er nur 567.000 Mark, der Rest ging an die Gläubiger.

In dem Kaufvertrag verpflichtete sich Stapff auch, seine Wohnung im Dachgeschoss des Hotel Silber zu räumen, die er sich 1913 hatte einrichten lassen.

Stapff ließ sich allerdings nicht entmutigen: Er war weiter als Hotelier in Stuttgart aktiv. 1921 pachtete er von der Stadt ein repräsentatives Gebäude in der Villastraße unterhalb der Villa Berg und eröffnete dort das „Parkhotel Silber“. Um Gäste warb er mit der ruhigen Lage sowie der Nähe zum Schlossgarten und zu den Mineralbädern. Stapff starb im Februar 1927.

Auszug aus dem Kaufvertrag zwischen Heinrich Stapff und der Württembergischen Staatsfinanzverwaltung, 14. August 1919
Grundriss der Wohnung Heinrich Stapffs, 1913

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