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Zwei polnische Auschwitz-Häftlinge

Auf der erhalten gebliebenen Zellentüre aus dem Hotel Silber finden sich auch folgende zwei Einritzungen: Woźnicki Wacław N. 156026 und Capo Michał 162252, 7. SS BB.

Wacław Woźnicki, geboren am 3. Januar 1912 in Zaremby, wurde am 5. Oktober 1943 als politischer Häftling mit einem Transport aus Warschau in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau eingeliefert. Er bekam die Häftlingsnummer 156026.

Im Herbst 1944 beschloss die SS, aus KZ-Häftlingen mobile Eisenbahnbaubrigaden zu bilden. Diese sollten von alliierten Luftangriffen verursachte Schäden an Bahngleisen reparieren. Sie wurden, bewacht von der SS, in Güterwaggons untergebracht und bei Bedarf auf der Schiene zum Einsatzort gebracht. Im September wurden 504 Häftlinge aus dem KZ Auschwitz-Birkenau zur 2. SS- Eisenbahnbaubrigade (kurz darauf in 7. SS-Eisenbahnbaubrigade umbenannt) zusammengestellt. Die Baubrigade wurde offiziell dem KZ Buchenwald, ab Oktober dem KZ Mittelbau-Dora unterstellt.

Am 18. September verließ der Zug Auschwitz in Richtung Süddeutschland. In dem Zug befand sich neben Wacław Woźnicki auch Michał Laskowski, der am 24. Januar 1918 in Zilowo geboren wurde. Er war im November 1943 aus Radom mit der Häftlingsnummer 162252 in das KZ Auschwitz-Birkenau eingewiesen worden. Zusammen mit den anderen polnischen und sowjetischen Häftlingen kamen Woźnicki und Laskowski am 26. September in Karlsruhe an. Einen Monat lang mussten sie Bahnanlagen reparieren, aber auch in der Stadt Karlsruhe Trümmer von den Luftangriffen beseitigen. Dann wurde der Bauzug nach Stuttgart verlegt.

Häftlinge, die einen Fluchtversuch unternahmen oder auf andere Weise gegen die Regeln der SS verstießen, wurden der Gestapo übergeben. Als die Häftlinge am 1. April 1945 erfuhren, dass der Bauzug aus Stuttgart verlegt werden sollte, fürchteten sie ein Massaker der SS. Woźnicki und Laskowski flohen in der Hoffnung, sich bis zur Ankunft der französischen und amerikanischen Armee verborgen halten zu können. Doch sie wurden von der Gestapo aufgegriffen und im Keller des Hotel Silber eingesperrt. Dort ritzten sie ihre Namen und ihre Häftlingsnummern an mehreren Stellen in die Zellentüre.

Über das weitere Schicksal von Woźnicki ist bisher nichts bekannt. Laskowski überstand die letzten Wochen bis zur Befreiung und lebte nach dem Krieg in Bydgoszcz.

Einritzungen von Wacław Woźnicki und Michał Laskowski in der Zellentüre aus dem Hotel Silber, 2012

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