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Polizeipräsident Karl Weber

Als der von der französischen Militärverwaltung im April 1945 eingesetzte Stuttgarter Oberbürgermeister Arnulf Klett seinen wichtigsten Posten zu vergeben hatte, fiel seine Wahl auf seinen Bekannten Karl Weber. Er ernannte ihn mit Billigung der Franzosen zum „Chef der deutschen Polizei der Stadt Stuttgart" (bis April 1946 die Bezeichnung für den Polizeipräsidenten).

Weber hatte in den Jahren zwischen 1933 und 1945 immer wieder als Privatdetektiv für den Anwalt Klett gearbeitet. Aus seinem  eigentlichen Beruf als Kriminalkommissar war er 1933 von dem Prüfungsausschuss für das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassen worden. Weber hatte als Beamter der Politischen Polizei vor allem Anfang der 1930er Jahre hartnäckig gegen die NSDAP und die SA ermittelt und so deren Hass auf sich gezogen.

Nachdem Weber im April 1945 in das Hotel Silber zurückgekehrt war, widmete er sich unter den schwierigen Rahmenbedingungen der direkten Nachkriegszeit dem Wiederaufbau der Polizei. Allerdings ließ die Amtsführung Webers in Polizeikreisen und darüber hinaus bald Gerüchte entstehen. Eine undurchsichtige Affäre um verschwundenen Schmuck aus jüdischem Vermögen, Erpressung und Verbindungen zum Stuttgarter Rotlichtmilieu führten 1947 zu einem Disziplinarverfahren gegen ihn. Im Oktober 1947 wurde Weber beurlaubt, nach Abschluss des letztlich ergebnislosen Verfahrens im September 1948 aus dem Amt des Polizeipräsidenten entlassen und zum Amt für öffentliche Ordnung abgeschoben.

Nicht verantworten musste sich Weber für den Einsatz der Stuttgarter Polizei im jüdischen DP-Lager in der Reinsburgstraße im März 1946, bei dem ein Holocaust-Überlebender von einem Polizisten erschossen worden war.

Der Stuttgarter Gemeinderat wählte Webers bisherigen Stellvertreter Gustav Supper zum Nachfolger. Wie Weber war Supper 1933, damals Vorstand des Polizeiamts Geislingen an der Steige, von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen beanstandet worden. Er wurde allerdings nicht entlassen, sondern lediglich aus seiner leitenden Position entfernt und zum Stuttgarter Polizeipräsidium versetzt. Gustav Suppers Amtszeit endete 1956 mit seiner Pensionierung.

Anmerkung: Der Polizeipräsident und die Präsidialabteilungen saßen bis Juli 1946 im Hotel Silber, bevor sie in die Stafflenbergstraße 36 umzogen. Welche Zimmer sie genau belegten, ist bisher nicht bekannt.

Karl Weber (Mitte) bei einer Veranstaltung im Rahmen einer Verkehrserziehungswoche, Juli 1946

Kurzbiografie Karl Weber

  • geboren am 25. Dezember 1891 in Liemersbach, Kreis Backnang
  • nach dem Besuch der Volksschule Lehre als Bildhauer
  • 1920 nach der Entlassung aus dem Militärdienst Eintritt in die Polizeidirektion Stuttgart
  • ab 1923 Dienst bei der Politischen Polizei des Stuttgarter Polizeipräsidiums
  • März 1933 Versetzung zur Kriminalpolizei und im Juli 1933 aus politischen Gründen ganz aus dem Polizeidienst entlassen
  • 1933 bis 1945 Tätigkeit als Privatdetektiv
  • 25. April 1945 Ernennung zum „Chef der deutschen Polizei der Stadt Stuttgart"
  • Oktober 1947 Einleitung eines Disziplinarverfahrens und Beurlaubung
  • September 1948 Entlassung aus dem Amt des Polizeipräsidenten
  • Oktober 1948 Ernennung zum Amtsvorstand des Amts für öffentliche Ordnung

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